30 Jahre - Blumenstein

Chronik 30 Jahre Blumenstein Anfang Januar 1986 ist es endlich soweit: Bernd Blumenstein erhält die Gewerbegenehmigung zur „Eröffnung eines Schrift- und Werbegestalterhandwerksbetriebes“ durch den Rat des Kreises Naumburg. Damit ist der Grundstein für den Werbebetrieb Blumenstein gelegt. Doch das aller Anfang schwer ist, muss auch Bernd Blumenstein recht schnell merken, war die Gewerbe- bescheinigung zur Eröffnung eines eigenen Ladens in der DDR an nicht wenige sozialistische Auflagen gebunden. So müssen Dienstleistungen im Wert von 15.000 Mark pro Jahr an Vater Staat erbracht werden, beispielsweise durch Plakate, Messetafeln, Losungen für Parteien und Massenorganisationen wie der FDJ. Weiterhin Spruchbänder für den 1. Mai, um die „Erfüllung der Planwirtschaft“ zu gewährleisten. Das Beschäftigen fremder Arbeitskräfte war verboten, jemanden offiziell zur Unterstützung einzustellen, also unmöglich. Und gerade auch das Eröffnen eines Werbegeschäftes stellt Blumenstein vor ein Problem, denn Begriffe wie Werbung und Reklame sind für den antiwestlichen DDR-Staat unzumutbar. Chronik 30 Jahre Blumenstein Trotzdem schaffte er es, als erster ein Werbeunternehmen im Bezirk Halle zu etablieren. So entsteht also die Schrift- und Werbegestaltung Blumenstein mit eigenem Logo, Visitenkarten und einem Stempel (aus dem Westen selbstverständlich), die erste Werkstatt befindet sich jedoch noch beengt im Keller des eigenen Hauses.

Chronik 30 Jahre Blumenstein Dann der erste Auftrag: im Rahmen des XI. Parteitages soll eine Jugendmodeboutique in Naumburg entstehen, „modern, poppig, mit vielen Lichteffekten, das fetzt“: das ZUCK in der heutigen Herrenstraße. Bernd Blumenstein unterstützt die Konsum-Genossenschaft bei der Gestaltung mit plastischen Buchstaben, zu dieser Zeit eine Innovation! Nun erfolgt die Nachfrage nach Produkten und Design von allen Seiten, auch weit über Naumburg hinaus. Neben der Ausstattung privater Firmen, russischer Streitkräfte („Russenmagazin“) und den sozialistischen Mustermessen kommt der bis dato größte Auftrag von der DDR-eigenen Fluglinie „Interflug“, welche plastische Buchstaben für den Schalterbereich an Flughäfen bestellt, die sogar bis nach Peking geliefert werden.

Nach langen Ringen mit den „staatlichen Organen“ durfte Herr Blumenstein 1987 eine erste Mitarbeiterin anstellen. Im Herbst 1989 eröffnen sich für die gesamte Bevölkerung neue Möglichkeiten und der Schwung dieser Wende bringt auch einige Veränderungen für die Firma mit sich: die Kellerwerkstatt wird zu eng für die ganzen Aufträge und so wird kurzerhand das Wohnzimmer ausgeräumt und zum Copy-Shop umfunktioniert – die Menschenschlange reicht bis auf den Bürgersteig.

Chronik 30 Jahre Blumenstein Die erste Fahrzeuggestaltung findet noch mit Pinsel und Farbe statt, Schlüsselkästen werden bedruckt, ganze Kaufhäuser - wie das in Hohenmölsen - und Jahrfeiern – wie die in Querfurt – werden ausstaffiert. Der Jugendclub Zur Katze erhält ebenso einen Aufsteller, wie viele neu gegründete Firmen – mit selbst gestalteten Buchstaben und entworfenen Logos. Die Naumburger Straßenbahn verschönert von nun an eine regenbogenfarbene Beschriftung. Weitere Mitarbeiter sind nun von Nöten, um die Aufträge fertigzustellen. Im Oktober 1990 hat dann das letzte Warten ein Ende: nach neun langen Jahren bekommen die Blumensteins endlich ein eigenes Telefon.

Ein Jahr später eröffnet die erste eigene Filiale in Weißenfels: und sie gleicht anfangs einer Ruine. Zugeklebte Fenster, die Farben in DDR-Einheitsgraubraun, brüchige Fassaden und abblätternder Putz. Mit viel Mühe, Zeit und Geld eröffnet die Filiale in neuem Glanz, nebenbei steigen die Werbeaufträge weiter an. Kurze Zeit danach öffnet dann auch der Laden in der Wenzelsstraße in Naumburg und es wird immer deutlicher, wie unabdingbar weitere Mitarbeiter sind. Nun gibt es über Schilder jeglicher Art, Fahrzeugbeschriftungen, Leuchtkästen und Aufstellern, Angebotstafeln bis hin zu Stempeln und Künstlerbedarf fast alles. Die feierliche Eröffnung und die steigenden Aufträge zeigen: die viele Mühe hat sich gelohnt.

Chronik 30 Jahre Blumenstein Seit 1997 sind sind die Blumensteins nun in der August-Bebel-Straße eingezogen. Plastische Buchstaben für kommunistische Airlines gehören der Vergangenheit an, Autos werden nicht mehr von Hand mit Pinsel und Farbe beschriftet, sondern bekommen eine neue Haut mit Klebefolien und Digitaldruck. Der Erfolg der Blumensteins ist trotz aller Veränderungen, Höhen und Tiefen in den letzten 30 Jahren konstant geblieben. Gern erinnert man sich an die Ausgestaltung der historischen Kelleranlagen der Rotkäppchen Sektkellerei mit einer eigenen Böttcher- und Korkausstellung, die heute noch die Besucher erfreut. Aber auch die Volks- und Raiffeisenbank, die Technischen Werke Naumburg und die vielen großen und kleinen Handwerksbetriebe der Umgebung gehören zu den zufriedenen Kunden.

Chronik 30 Jahre Blumenstein Über die Jahre hinweg sind die Blumensteins zu einem festen Bestandteil des Kirschfestes geworden, welches sich nicht nur durch Ausschmückungen von Schaufenstern und Festzelten zeigt, sondern auch durch das eigens entworfene Kirschfest-T-Shirt in unzähligen Modellen. Egal ob Werbeausstattungen für Großunternehmen oder ein Spruchband zum 18. Geburtstag – bei Blumensteins finden Groß- und Privatkunden für jeden Geschmack das Passende, nun unter der Federführung der Tochter Caroline Schiller-Blumenstein.